Aufhebungsvertrag in der Ausbildung: Wann ist das sinnvoll?
Möchte ein Azubi den Ausbildungsplatz wechseln, ist das häufig nur per Aufhebungsvertrag möglich. Geht die Initiative, das Ausbildungsverhältnis vorzeitig zu beenden vom Unternehmen aus, haben Auszubildende Aussichten auf eine Abfindung.
Kurz gesagt:
- Mit einem Aufhebungsvertrag beenden Unternehmen und Azubi das Ausbildungsverhältnis einvernehmlich – und deutlich flexibler als durch eine Kündigung.
- Durch den Abschluss des Vertrags verzichtet der Azubi auf seinen Kündigungsschutz.
- Der Aufhebungsvertrag kann zu einer Sperre von 12 Wochen auf das Arbeitslosengeld führen.
Inhaltsverzeichnis
Lässt sich ein Ausbildungsvertrag auflösen?
Ja, ein Ausbildungsverhältnis kann per Aufhebungsvertrag beendet werden. Anders als bei einer Kündigung geht das aber nur in beiderseitigem Einvernehmen. Das heißt sowohl der Ausbildungsbetrieb als auch der Azubi müssen zustimmen. Keine Seite hat einen gesetzlichen Anspruch.
Ein Aufhebungsvertrag muss immer schriftlich auf Papier geschlossen werden – mündlich, per E-Mail, Fax oder WhatsApp ist die Abmachung unwirksam. Der Betrieb und auch der Azubi müssen den Vertrag handschriftlich unterschreiben. Ist der Auszubildende minderjährig, bedarf es zusätzlich der Unterschrift eines gesetzlichen Vertreters.
Welche Folgen hat ein Aufhebungsvertrag in der Ausbildung?
Der Inhalt des Aufhebungsvertrags ist frei verhandelbar. Dadurch haben Auszubildende und Ausbildungsbetriebe, die sich einvernehmlich trennen möchten, mehr Flexibilität. Im Wesentlichen hat der Aufhebungsvertrag zwei Konsequenzen.
- Kein Kündigungsschutz:
Durch die Aufhebung verzichtet der Auszubildende auf seinen Kündigungsschutz. Das bedeutet, dass er sein Recht aufgibt, Kündigungsschutzklage zu erheben. Gibt es einen Betriebs- oder Personalrat, muss dieser nicht in die Entscheidung einbezogen werden.
- Keine Kündigungsfrist:
Die im Ausbildungsvertrag vereinbarte Kündigungsfrist gilt bei einem Aufhebungsvertrag nicht. Der Tag, zu dem das Ausbildungsverhältnis enden soll, ist frei verhandelbar. Hat der Auszubildende bereits eine neue Stelle in Aussicht, kann er sie dadurch rechtzeitig antreten.
Wichtig: Einmal unterschrieben ist der Aufhebungsvertrag in der Regel nicht mehr rückgängig zu machen. Azubis sollten vor Vertragsschluss also gut überlegen, ob sie die Ausbildung beenden möchten und den Inhalt des Vertrags gründlich prüfen.
Wann bringt der Aufhebungsvertrag Vorteile?
Aus der Sicht des Auszubildenden gibt es zwei Situationen, in denen es sinnvoll sein kann, das Ausbildungsverhältnis per Aufhebungsvertrag zu beenden.
Wechsel des Ausbildungsbetriebs
Ein Aufhebungsvertrag kann die richtige – und oft einzige Wahl – sein, wenn ein Auszubildender die Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen möchte. Denn nach Ablauf der Probezeit kann ein Azubi nur kündigen, wenn er die Ausbildung komplett aufgibt oder aber ein wichtiger Grund vorliegt, z. B.:
- Verletzung von Schutzvorschriften
- Ausbleibende Gehaltszahlungen
- Mobbing oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Kleinere Auslöser, wie z. B. die Abneigung gegen den Ausbilder oder Unterforderung reichen nicht aus. Allerdings ist es jederzeit möglich einen Aufhebungsvertrag zu vereinbaren. Ein Kündigungsgrund muss darin nicht angegeben werden.
Drohende fristlose Kündigung
Droht einem Auszubildenden wegen schwerer Pflichtverletzungen eine fristlose Kündigung, kann es für ihn sinnvoll sein, stattdessen einen Aufhebungsvertrag zu akzeptieren. Die Aufhebung wirkt im Lebenslauf besser und es besteht die Chance, ein akzeptables Arbeitszeugnis herauszuhandeln.
Erhalten Auszubildende eine Abfindung?
Bei Aufhebungsverträgen in der Ausbildung ist ein Abfindungsanspruch eher die Ausnahme.
Ob und in welcher Höhe eine Entschädigung für den Verlust des Ausbildungsplatzes gezahlt wird, hängt aber grundsätzlich vom Verhandlungsgeschick ab.
Die Wahrscheinlichkeit eine Abfindung zu erhalten ist am größten, wenn die Initiative vom Unternehmen ausgeht: Ausbildungsbetriebe bieten eine Abfindung an, um einen Auszubildenden, den sie nicht kündigen können vom Abschluss des Aufhebungsvertrags zu überzeugen.
Welche Nachteile kann ein Aufhebungsvertrag in der Ausbildung haben?
Wenn ein Azubi einem Aufhebungsvertrag zustimmt und anschließend arbeitslos ist, kann das zur einer 12-wöchigen Sperre beim Arbeitslosengeld führen. Denn nach Sichtweise der Arbeitsagentur hat er seine Arbeitslosigkeit selbst herbeigeführt.
Ausnahmen gelten, wenn ein wichtiger Grund für die Unterzeichnung vorlag oder ihm ansonsten eine fristlose oder personenbedingte Kündigung, z. B. wegen Krankheit, gedroht hätte.
Wie Sie die Sperre vermeiden, erfahren Sie im Beitrag “So gibt es trotz Aufhebungsvertrag das volle Arbeitslosengeld”.
Vorlage: So bitten Sie den Betrieb um einen Aufhebungsvertrag
Auszubildende können jederzeit um einen Aufhebungsvertrag bitten, haben aber keinen gesetzlichen Anspruch darauf, wenn der Ausbildungsbetrieb nicht zustimmt.
Der Antrag kann formlos erfolgen. Meist empfiehlt es sich, im Vorfeld das persönliche Gespräch zu suchen. Nutzen Sie das unten stehende Muster, um Ihren Ausbildungsbetrieb um einen Aufhebungsvertrag zu bitten.
Wichtig: Setzen Sie in dem Schreiben eine Frist für die schriftliche Rückmeldung. So stellen Sie sicher, dass Sie das Ausbildungsverhältnis fristgerecht kündigen können, falls der Betrieb dem Aufhebungsvertrag nicht zustimmt.
Ausführliche Informationen zu wichtigen Inhalten und Klauseln eines Aufhebungsvertrags erhalten Sie im Beitrag Aufhebungsvertrag Muster
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{Ihr Name} {Straße} {PLZ} {ORT}
{Unternehmen} {z. Hd. Vertragspartner} {Straße} {PLZ} {Ort}
Bitte um einen Aufhebungsvertrag
{Ort und Datum eintragen}
Sehr geehrte/r Frau/Herr {Vertragspartner eintragen},
hiermit bitte ich Sie, das mit Ihnen bestehende Ausbildungsverhältnis zum {Datum eintragen} ______________ aufzulösen. Meinen Resturlaub in Höhe von {Resturlaubstage eintragen} ______________ Tagen würde ich noch vor dem geplanten Ausbildungsende in Anspruch nehmen.
Sollten Sie dem Aufhebungsvertrag nicht zustimmen, kündige ich den Ausbildungsvertrag ordentlich und fristgerecht zum {Kündigungstermin eintragen} ______________ bzw. zum nächstmöglichen Zeitpunkt.
Bitte bestätigen Sie mir bis zum {Datum eintragen} ______________ schriftlich, ob Sie meinem Wunsch nach einem Aufhebungsvertrag nachkommen.
Bitte senden Sie mir außerdem ein qualifiziertes Arbeitszeugnis an meine Ihnen bekannte Adresse.
Mit freundlichen Grüßen
_______________ {handschriftliche Unterschrift}
_______________ {Namen eintragen}